Mülheim: Nur 13 Monate dauerte die Realisierung einer neuen Werkhalle mit einem ca. 2.900 m2 BGF großen Verwaltungstrakt für die Siemens AG, der 2018 fertiggestellt wurde. Zur zügigen Errichtung des Bürogebäudes hatten auch die Spannbetondecken von ELBE (ELBE delcon GmbH – ELBE Decken) beigetragen, die einen Teil der technischen Ausrüstung und damit auch Bauzeit einsparten. So wurden die im Werk schon vorproduzierten Spannbetonelemente termingerecht auf die Baustelle geliefert und innerhalb weniger Tage verbaut. Dabei bildeten die hier verwendeten Spannbetondecken (EFD 25) und die Klimadecken (EKD 26), eine Gesamtfläche von 2.750 m2. Die parallel dazu errichtete Servicehalle dient Siemens zur Wartung großer Turbinen und Generatoren für das weltweite Kraftwerksgeschäft. Mit dem Bau des neuen Gebäudekomplexes entstanden auf dem Siemensgelände insgesamt 8.600 m² Nutzflächen. Verantwortlich für das Großprojekt waren das Architekturbüro aib GmbH, Duisburg und die Fenne Baugesellschaft mbH, Gladbeck.

Klimadecken für Beheizung und Kühlung

Die Klimadecken von ELBE sorgen über Betonkernaktivierung für eine natürliche, bedarfsgerechte Temperierung der Räume und ermöglichen damit dem Betreiber, diese äußerst kosteneffizient zu beheizen und zu kühlen. Von den 282 Deckenelementen wurden 178 Klimadecken verlegt. Mit bis zu 8,94 Metern Spannweite und einer Deckenstärke von 26 cm definieren sie die statische Grundkonstruktion des Neubaus. Da Spannbetondecken keine zusätzlichen Unterzüge benötigen, ist eine flexible Raumaufteilung möglich, auch bei späteren Umbauten oder Konversionen. Durch die Vorproduktion im Werk sowie eine bedarfsgerechte Lieferung und Montage lassen sich die Vorteile der Spannbeton-Fertigdecke im Projekt bestmöglich nutzen. Dazu zählt zum Beispiel neben einer hohen Bauqualität und einer robusten Statik mit Spannweiten bis zu 18 Metern insbesondere die Beschleunigung des Bauprozesses. Teilweise lassen sich die Bauzeiten um bis zu acht Wochen verkürzen und auf diesem Wege auch die Baukosten wirksam optimieren.

Bedarfsgerechte Temperaturregelung durch Betonkernaktivierung

Anders als bei der konventionellen Raumklimatechnik, bei der die Temperierung aktiv gesteuert werden muss, reguliert sich bei den Klimadecken die Temperatur über Betonkernaktivierung. Dabei nutzt sie die thermische Speicherkapazität des Materials. So werden die Klimadecken mit Wärme- oder Kälteenergie beladen, indem warmes oder kaltes Wasser durch die im Bauteil integrierten Rohrregister zirkuliert. Die im Betonkern eingelagerte Wärme oder Kälte wird damit über mehrere Stunden an den Raum abgegeben – zu 60% über Strahlung und zu 40% über Konvektion. Deshalb kann mit der Betonkernaktivierung auf einen maßgeblichen Teil der kostenintensiven technischen Ausrüstung wie etwa Klimaanlagen oder aufwendige Heizsysteme verzichtet werden. „Die Klimadecke spart einen wichtigen Teil der technischen Ausrüstung ein, damit werden TGA und Bauprozesse unkomplizierter und günstiger“, fasst Lars Klötzer, Betriebsleiter ELBE Decken, zusammen. Von ELBE in Kooperation mit Uponor – einem führenden Hersteller für Kunststoffrohrsysteme – entwickelt, erfüllt die Klimadecke überdies die hohen Qualitätsstandards der bauaufsichtlichen Zulassung. Auch bei der Green-Building-Zertifizierung punktet die Klimadecke, da sie zu einer wirtschaftlichen Umsetzung der energetischen Anforderungen beiträgt.

Kein Unterschied bei der Verlegetechnik

Die Verlegetechnik der Klimadecke unterscheidet sich kaum vom Einbau einer klassischen Spannbetondecke. Grund dafür ist, dass jedes einzelne Element unabhängig von den anderen Decken funktioniert, die Decken also nicht über ihre Wasserleitungen miteinander verbunden sind. So wird bei der Herstellung ein mehrgliedriges Schlauchsystem in die einzelnen Klimadecken eingepasst, dessen Enden an einer Seite zusammenlaufen. An dieser Stelle wird das innere Rohrsystem an ein extern liegendes Leitungssystem angeschlossen, das die Wasserzirkulation ermöglicht. Jedes einzelne Deckenelement wird somit über einen eigenen Anschluss versorgt, sodass die Verlegetechnik davon nicht berührt ist. Zugleich bleiben die Leitungen gut zugänglich.

Mehr Effizienz bei BIM-Anwendungen

Um die Planungsabläufe zu optimieren, setzten die Architekten und Planer der aib GmbH die Methoden des Building Information Modeling (BIM) ein. Ausgehend von den Erfahrungen der bisherigen Werksentwicklung konnten so verschiedene Varianten der Bauausführung für den optimalen Projektablauf geprüft werden. „Mithilfe der 3-D-Modelle von BIM konnten hier beispielsweise Konflikte zwischen einzelnen Installationen verhindert werden“, erläutert Michael Blank, BIM-Manager bei aib. „Außerdem kamen die Fertigbauteile wie Spannbeton- und Klimadecken der digitalen Arbeitsweise mit BIM entgegen, z. B. weil sie als kompakte Bauteile schnell zu visualisieren sind, die Kalkulation und schließlich auch die Prozesse vereinfachen.“ So sieht es auch Ralph John, Projektleiter der Siemens AG: „Die Klimadecke fügte sich aus unserer Sicht gut in den Bauablauf ein. Wir würden jederzeit wieder mit Spannbetondecken arbeiten, wenn es bzgl. Spannweiten, Deckenlasten etc. zum Projekt passt.“

 

Fast Facts zum Projekt:

  • Gebäude-Art/Segment: Werkhalle (Neubau)
  • Bauherr: Siemens AG
  • Investor: SRE
  • Ausführung Rohbau: Fenne Baugesellschaft mbH, Gladbeck
  • Architektur: aib GmbH, Duisburg
  • Adresse: Rheinstraße 100, 45478 Mülheim an der Ruhr
  • Gesamt-BGF: 9.300 m²
  • Nutzflächen: 8.600 m²
  • Anzahl Gebäude: 2 (Halle und angedockter Randbau)
  • Anzahl Gewerberäume: 93
  • Baubeginn: Juli 2017
  • Fertigstellung: August 2018
  • Besonderheiten: umweltfreundliche Klimadecken


Eckdaten ELBE:

  • Auftraggeber: Fenne Baugesellschaft mbH, Gladbeck
  • Deckenfläche: Deckenfläche insgesamt ca. 2.750 m² (EFD: 1991,06 m², EKD 26: 660,50 m²)
  • Deckentyp: Wohnungsbaudecke, Klimadecke
  • Spannweiten: 8,94 m
  • Deckenstärken: EFD 25, EKD 26
  • Anzahl Deckenelemente: 282
  • Lieferung: Dezember 2017 – März 2018
  • Auftragsvolumen: ca. 165.000 Euro